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Preisträger Viollier Preis 2019

12.06.2019
Anlässlich der Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine und Innere Medizin (SGAIM) wurde der Viollier Preis zum 17. Male vergeben. Den mit CHF 10‘000.- dotierten Preis durfte Frau Dr. Valeria Spina, Istituto Oncologico di Ricerca der Universita della Svizzera Italiana in Bellinzona aus den Händen von Dr. med. Edouard H. Viollier entgegennehmen.
Bild: Adrian Moser / SGAIM

Mit dem Viollier Preis  werden jedes Jahr wissenschaftliche Originalarbeiten aus Schweizer Institutionen über klinische und experimentelle Studien auf den Gebieten des Preisstifters (Klinische Labordiagnostik, Kardiologie, Pathologie und ART) ausgezeichnet. Der Preis steht unter dem Patronat der SGAIM und wird jeweils an der Jahresversammlung dieser Gesellschaft vergeben.

Die Jury durfte auch dieses Jahr aus 9 hervorragenden Arbeiten auswählen, die allesamt in hochrangigen internationalen Fachzeitschriften publiziert wurden. Nach eingehender Diskussion fiel die Wahl auf die Arbeit von Frau Dr. Spina «Circulating tumor DNA reveals genetics, clonal evolution and residual disease in classical Hodgkin lymphoma», die in der renommierten Zeitschrift Blood, im Jahre 2018 erschienen ist. 

Die Seltenheit neoplastischer Zellen in der Biopsie stellt eine grosse technische Hürde dar, die bislang genomische Studien beim klassischen Hodgkin Lymphom (cHL) limitiert hat.

Durch den Einsatz eines hochsensiblen und robusten Next-Generation-Sequenzierungsansatzes für zirkulierende Tumor-DNA untersuchten Dr. Valeria Spina und ihre Kollegen die Genetik von cHL in verschiedenen klinischen Phasen sowie deren Änderungen unter der Behandlung. Die Analyse basierte auf Proben, die von 80 neu diagnostizierten Patienten und 32 refraktären Patienten mit cHL entnommen wurden, einschliesslich longitudinaler Proben, unter ABVD-Chemotherapie (Adriamycin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin) und longitudinaler Proben von rezidivierenden Patienten, die mit Chemotherapie und Immuntherapie behandelt wurden. ctDNA spiegelte die Zellgenetik von Hodgkin- und Reed-Sternberg-Zellen wider und etablierte damit die ctDNA als eine leicht zugängliche Quelle von Tumor-DNA für die cHL-Genotypisierung.

Der Signal Transducer and Activator 6 (STAT6) mit in ca. 40% der Fälle das am häufigsten mutierte Gen erlaubte den Forschern, das aktuelle Wissen über die cHL-Genetik zu verfeinern. Longitudinales ctDNA-Profiling identifizierte behandlungsabhängige Muster klonaler Evolution bei Patienten, die nach der Chemotherapie rezidivierten und bei Patienten in einer Teilremission unter Immuntherapie. Die Autoren schlagen vor, die Messung von ctDNA-Veränderungen während der Therapie als ein strahlungsfreies Werkzeug, welches die Positronen-Emissions-Tomographie-Bildgebung zur Verfolgung von Resterkrankung und zur frühen Diagnose von chemorefraktären Patienten integrieren kann.

Diese Daten haben nicht nur einen signifikanten Einfluss auf unser Verständnis von cHL und deren Pathogenese, sondern auch für das Management dieser Erkrankung. Sie weisen auf ctDNA als potenziellen Präzisionsmedizin-Biomarker bei cHL-Patienten hin. Die Ergebnisse dieser Studie sollten von allgemeinem Interesse für Genetiker, Onkologen und Hämatologen sein.

Quelle: Spina V, Bruscaggin A, Cuccaro A, Martini M, Di Trani M, Forestieri G, Manzoni M, Condoluci A, Arribas A, Terzi-Di-Bergamo L, Locatelli SL, Cupelli E, Ceriani L, Moccia AA, Stathis A, Nassi L, Deambrogi C, Diop F, Guidetti F, Cocomazzi A, Annunziata S, Rufini V, Giordano A, Neri A, Boldorini R, Gerber B, Bertoni F, Ghielmini M, Stüssi G, Santoro A, Cavalli F, Zucca E, Larocca LM, Gaidano G, Hohaus S, Carlo-Stella C, Rossi D. 

Circulating tumor DNA reveals genetics, clonal evolution, and residual disease in classical Hodgkin lymphoma. Blood. 2018;131:2413-2425.